Täglich bewegen sich ca. 2,5 Milliarden Menschen im Netz – Tendenz steigend. Viele werden dabei nur bedingt einen Überblick haben, was für große Mengen an Traffic generiert wird und welch enormer Stromverbrauch damit einhergeht. Vermutlich weil es nicht greifbar ist oder der Eindruck entsteht, keinen Einfluss auf Veränderung zu haben. Doch in Zeiten des Klimawandels ist das Thema Ressourcenschonung relevanter denn je. Mit der steigenden Anzahl an Internet-Usern, wachsenden sozialen Netzwerken und unzähligen Apps und Blogs, die jeden Tag aufs Neue aus dem Boden schießen, steigt das Maß an Verschwendung stetig an. Dabei gibt es Maßnahmen, die den Verbrauch drosseln können: Web-Giganten wie Apple, Facebook und Google machen es vor. Sie haben ihre Infrastruktur in die Cloud verlagert. Laut Microsoft sparen kleine Unternehmen über 90 Prozent ihrer Energiekosten ein, wenn lokal installierte Unternehmenssoftware durch Anwendungen im Netz ersetzt wird. Doch was genau macht die Nutzung der Cloud so grün und wie können neben Privatnutzern auch Unternehmen dazu beitragen, das Internet nachhaltig mitzugestalten? Frank Müller, Managing Director des neutralen B2B-Marktplatzes cloud world (www.cloud.de), verrät, wie die Cloud das Netz grüner macht, welche Chancen und Gefahren in der Technologie stecken und was Unternehmen beim Weg in die grüne Cloud beachten sollten.
Green oder Greenwashing?
Bis 2020 sollen so gut wie alle Unternehmensstrukturen in die Cloud übergesiedelt werden. Das Marktforschungsunternehmen Pike Research geht davon aus, dass durch die Umlagerung 38 Prozent des Energieverbrauchs aller Rechenzentren verringert wird. Kein Wunder, denn die Cloud ist ein echtes Effizienzwunder. „Interne Rechenzentren sind nicht immer vollständig ausgelastet, verbrauchen aber dennoch konstant Energie. Virtuelle Server, die bis zu 20-mal mehr Daten speichern und verarbeiten können, können von mehreren Usern genutzt werden, sind aber individuell abgesteckt. User können daher unterschiedliche Browser verwenden, haben aber ihre eigene Umgebung“, erklärt Frank Müller. Hinzu kommt, dass durch die Cloud nicht nur Unmengen an Energieressourcen gespart werden, sondern auch die Kühlenergie physischer Geräte, denn durch die Cloud-Technologie werden Hardware und Rechner obsolet. In der Theorie ist diese Rechnung leicht gemacht. „In der Realität gibt es diverse Punkte, die beim Thema ‚Grüne Cloud‘ hinterfragt werden sollten“, warnt der Experte. So existieren genug Studien, die besagen, dass eben nicht alle Rechenzentren in der Cloud voll genutzt werden, stattdessen laufen Unmengen an Rechnern ohne nennenswerte Aufgabe vor sich hin und verschwenden Energie. Doch veraltete Rechenzentren, die entsorgt werden müssen, produzieren auch Unmengen an Elektro- und Sondermüll, der durch die immer komplizierter zusammengestellten Materialien kaum noch wiederverwertbar ist.
Ab in die grüne Cloud
Für Anwender wie Unternehmen eröffnet sich die Frage, wie man seinen Beitrag zu einem grüneren Netz leisten kann und einen sicheren Weg in die grüne Cloud findet. „Um sicherzustellen, dass man auf der grünen Wolke schwebt, sollte man sich ausführlich über den jeweiligen Anbieter informieren. Auf der persönlichen Checkliste sollte auf jeden Fall stehen, woher der Anbieter seinen Strom bezieht, in welchem Zustand sich die bereitgestellten Server befinden und ob der Cloud-Anbieter regelmäßig potenzielle Maßnahmen in Betracht zieht, um noch mehr Energie zu sparen. Hinzu kommen Fragen, wie der jeweilige Anbieter seine Rechenzentren kühlt, was anschließend mit den Kühlmitteln geschieht, welche Infrastrukturen er verwendet und inwieweit alte Rechner entsorgt werden. Die Mitgliedschaft in umweltbewussten Cloud-Organisationen sowie entsprechende Zertifizierungen sind ebenfalls valide Hinweise für einen nachhaltigen Cloud-Anbieter“, erklärt Cloud-Experte Frank Müller. „The Green Grit“ gehört beispielsweise zu den Verbänden, die die Ressourcen-Effizienz beim Bau neuer und alter Rechenzentren betrachten. Die Vereinigung besteht aus Anwendern sowie Anbietern, aber auch Wissenschaftlern und Politikern. Auch Unternehmen wie Dell und Google sind Mitglieder bei The Green Grid. Zertifikate wie das TCO-Prüfsiegel des Dachverbandes der schwedischen Angestellten- und Beamtengewerkschaft „Tjänstemannens Centralorganisation“ prüft unter anderem auch Cloud-Anbieter auf Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz. Das TCO gehört zu den bislang bekanntesten Gütesiegeln für Cloud-Services. Eine ebenfalls sehr zuverlässige Auszeichnung ist das Europäische Umweltzeichen (Ecolabel), welches ebenfalls die Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit von Techniken und Materialien prüft. Müller betont, dass Anwender bei Zertifizierungen darauf achten sollten, inwieweit diese aktuell, offiziell anerkannt und unabhängig sind.
Warum die Nachfrage auch hier das Angebot bestim
Obwohl am Ende die Industrie und Anbieter entscheiden, wie und wieviel Energie ihre Rechenzentren verbrauchen, ist das Interesse der Anwender an energieeffizienten und umweltfreundlichen Technologien für die Weiterentwicklung umweltbewusster Alternativen ebenso wichtig. Je bewusster der Anwender nach umweltfreundlichen Alternativen und Möglichkeiten sucht und fragt, desto stärker reagiert der Markt darauf. „Die Cloud hat gegenüber klassischer Hard- und Software, insbesondere, wenn es um das Sparen von Energie und das Vermeiden von Elektromüll geht, etliche Vorteile. Doch nicht jeder Anbieter stellt sicher, dass seine Rechenzentren auch wirklich das Beste aus der Cloud holen“, betont Müller. Um mehr Transparenz für Anwender zu schaffen hat cloud world einen kostenlosen Leitfaden erstellt, in dem die Vorteile, aber auch Entwicklungspotenziale der Cloud aufgezeigt werden. Leser profitieren von einer umfangreichen Liste an Umwelt-Zertifikaten, die ihnen bei der Auswahl eines nachhaltigen Cloud-Angebots behilflich ist.
Der Leitfaden zur grünen Cloud kann hier heruntergeladen werden: