Mit rasantem Tempo breitet sich Künstliche Intelligenz (KI) in unserer Berufswelt aus. Wie stark die Technologie bereits im Alltag der Schweizer Berufstätigen angekommen ist, zeigt eine neue Studie des Jobs-Netzwerks XING. In dessen Auftrag hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Marketagent Schweiz über 1’000 Berufstätige in der Deutsch- und Westschweiz zum Thema befragt. Die wichtigsten Resultate:

35 Prozent zu Bewerbungsgespräch mit KI-Chatbot bereit

Etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) der befragten Berufstätigen ist grundsätzlich bereit, ein Bewerbungsgespräch mit einem KI-gestützten Chatbot zu führen – entweder schriftlich oder sprachbasiert. Dabei wollen 23 Prozent später im Bewerbungsprozess zwingend auch noch mit einer realen Person sprechen können, für 12 Prozent wäre das nicht unbedingt nötig. Ein weiterer Drittel der Befragten (32 Prozent) steht einem Interview mit einer Künstlichen Intelligenz zwar eher ablehnend gegenüber, würde ein solches aber in Betracht ziehen, wenn es keine Alternative gäbe. Kategorisch ausschliessen würden ein Bewerbungsgespräch mit einem KI-Bot 34 Prozent der Berufstätigen.

Mit 39 Prozent ist die Offenheit gegenüber einem Bewerbungsgespräch per KI-Chatbot bei Männern deutlich höher als bei Frauen mit 31 Prozent. Unterscheidet man nach Alter, so ist die Bereitschaft bei den Millennials (27- bis 42-Jährige) mit 43 Prozent am höchsten. Es folgen die Generation Z (18- bis 26-Jährige) mit 36 Prozent, Generation X (43- bis 58-Jährige) mit 31 Prozent und schliesslich die Baby Boomers (59- bis 65-Jährige) mit 21 Prozent. Berufstätige in leitenden Funktionen stehen mit 39 Prozent einem Bewerbungsgespräch per KI-Chatbot offener gegenüber als Angestellte ohne leitende Funktion mit 32 Prozent.

Auch zwischen den Branchen gibt es Unterschiede. So ist die allgemeine Bereitschaft zum Bewerbungsgespräch über einen KI-Chatbot im Bereich Gesundheit und Soziales mit 26 Prozent am geringsten. Mit 49 Prozent der Idee am meisten abgewinnen können Berufstätige im Bereich IT, Consulting und Kommunikation.

Sandra Bascha, XING Kommunikationsverantwortliche für die Schweiz, sagt:

«Ein beachtlicher Teil der Schweizer Berufstätigen scheint beim Thema KI im Bewerbungsprozess wenig Berührungsängste zu haben. Diese Offenheit kann nur anhalten, wenn KI-basierte Prozesse von den Kandidatinnen und Kandidaten als fair empfunden werden. Deshalb muss der Einsatz von KI transparent erfolgen. Und trotz Offenheit gegenüber KI darf nicht übersehen werden, dass ein persönliches Gespräch für die allermeisten Jobsuchenden immer noch ein unverzichtbarer Teil des Prozesses ist.»

Ein Drittel nutzte schon Künstliche Intelligenz beim Bewerben

32 Prozent der Berufstätigen, die sich in den vergangenen zwei Jahren auf eine neue Stelle beworben haben, geben an, für ihre Bewerbung schon einmal bewusst Künstliche Intelligenz eingesetzt zu haben. Vor allem beim Verfassen von Bewerbungsdokumenten wie Lebenslauf oder Begleitschreiben kam KI zum Einsatz (20 Prozent). 11 Prozent setzten auf KI, um Informationen zum Arbeitgeber zu sammeln und 8 Prozent, um sich auf ein Bewerbungsgespräch vorzubereiten.

Mit 38 Prozent setzten Männer bei der Bewerbung deutlich öfter KI ein als Frauen mit 25 Prozent. Blickt man auf die Altersgruppen, so sind es die Millennials (27- bis 42-Jährige), die sich mit 42 Prozent am häufigsten durch KI bei der Bewerbung unterstützen liessen. Bei den Baby Boomers (59- bis 65-Jährige) waren es dagegen nur 13 Prozent.

Auch regional gibt es Unterschiede: Westschweizerinnen und Westschweizer setzten mit 40 Prozent deutlich häufiger KI für ihre Bewerbung ein als Personen in der Deutschschweiz mit 29 Prozent. Berufstätige in leitenden Positionen machten bei der Bewerbung mit 44 Prozent zudem häufiger von KI Gebrauch als Personen ohne leitende Funktion mit 26 Prozent. Am wenigsten verbreitet ist der Einsatz von KI für Bewerbungen im Bereich Gesundheit und Soziales (22 Prozent) sowie Verkehr, Tourismus und Gastronomie (23 Prozent). Spitzenreiter ist der Sektor IT, Consulting und Kommunikation. Hier sind es 44 Prozent, die sich schon einmal von KI bei der Bewerbung helfen liessen.

Dazu Sandra Bascha:

«KI ist bei der Stellensuche angekommen, die Unterstützung durch entsprechende Systeme für viele Kandidatinnen und Kandidaten bereits Realität. Trotzdem wird es weiterhin wichtig sein, dass Bewerbungen eine persönliche Handschrift tragen. Nur so kann ein Matching auch auf der arbeitskulturellen Ebene stattfinden. Bewusst eingesetzt kann KI bei Bewerbungen wertvollen Support leisten. Wer sich jedoch blind darauf verlässt, riskiert austauschbar zu werden.»

Mehr leisten dank KI: Fast jeder Zweite erwartet positiven Effekt für sich selbst

Auf die Frage, wer von einer höheren Produktivität durch KI am meisten profitieren wird, erwarten 34 Prozent der Berufstätigen, dass Arbeitnehmende und Arbeitgebende im gleichen Umfang profitieren werden. 28 Prozent glauben, dass vor allem ihr Arbeitgeber einen Nutzen ziehen wird und 13 Prozent sehen den Nutzen vorwiegend bei sich selbst. Für die verbleibenden 25 Prozent ist es grundsätzlich unvorstellbar, dass sie dank KI ihre Arbeit künftig schneller und einfacher erledigen können.

Berufstätige aus dem Bereich Industrie und Entsorgung befürchten besonders häufig, dass der Arbeitgeber einseitig profitiert, wenn Tätigkeiten dank KI einfacher und schneller erledigt werden können (41 Prozent). Am häufigsten mit einer Win-Win-Situation für Arbeitgebende und Arbeitnehmende rechnen Berufstätige in der Finanz-, Versicherungs- und Immobilienbranche (46 Prozent).

Über die Studie

Im Rahmen einer Online-Befragung hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent Schweiz im Auftrag des Jobs-Netzwerks XING im Spätsommer 2023 1’005 berufstätige Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz befragt. Die Auswahl der Umfrageteilnehmenden erfolgte über ein quotengesteuertes Zufallsverfahren. Die Stichprobe ist für die erwerbstätige Bevölkerung in den untersuchten Regionen repräsentativ.

Von Redaktion

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