Die isländische Piratenpartei ist kein Team aus Seefahrern, die mit Papageien auf ihren Schultern unterwegs sind; sie sind Politiker, die auf den Weg sind, derart stark zu werden, um das isländische System verändern zu können. Während die Piratenparteien in anderen Ländern relativ schnell verschwunden waren, scheinen es die isländischen Piraten jedoch anders anzugehen. Vor allem setzen die Funktionäre auf Themen, die von den langdienenden Politikern sträflich vernachlässigt werden. Sie sind eine scheinbare Alternative geworden, um das isländische System, das immer wieder durch Korruption auffällt, zu verändern.
Sorgt die Piratenpartei für eine Veränderung des isländischen Systems?
Die isländische Piratenpartei formierte sich vor vier Jahren; ein Team, bestehend aus Aktivisten und Hackern, gründete die politische Organisation, die ein Jahr später für Furore sorgte. So konnte die Partei beim ersten Wahlgang knapp 5 Prozent und drei Sitze im Parlament erzielen. Im Parteiprogramm sprechen sich die Piraten für die Demokratie aus, fordern eine Regierungstransparenz, bieten Edward Snowden Asyl an, sofern ihm in Russland langweilig wird und fordern die Legalisierung von Drogen. Die Piraten stehen aber noch lange nicht am Ende der Erfolgsleiter. Bei der letzten Wahl kamen die Piraten auf 14,5 Prozent der Stimmen – ein Plus von 9,4 Prozent. Auch wenn die prognostizierten 20 Sitze nicht eingetroffen sind, dürfen sich die Piraten zumindest über 10 Sitze im Parlament freuen. Birgitta Jonsdottir ist die Leiterin der Partei und weiß, warum die Piraten immer mehr Zuspruch erhalten. „Das Volk von Island hat Korruption und Vetternwirtschaft satt. Wir definieren uns selbst nicht als links oder rechts, eher als eine Partei, die sich auf das System fokussiert. Genauer gesagt sehen wir uns – sozusagen – als Hacker unseres derzeitigen überholten Regierungssystems“, so Jonsdottir.
Ebnen die Piraten den Bitcoin-Weg?
„Man muss die Demokratie ausbauen“, so die Vorsitzende. Wie das funktionieren könnte? Mit der digitalen Währung Bitcoin. Schlussendlich ist Island eines der wenigen Länder, welches auf eine kurze Geschichte mit digitalen Währungen blicken kann. So versuchte man Auroracoin einzuführen – und scheiterte. Nun wird aber spekuliert, ob Island tatsächlich die erste Nation sein könnte, die auf das Zentralbankensystem verzichtet. Schlussendlich gibt es zahlreiche Gründe, um das System zu überdenken. So kämpfen die Isländer gegen die Korruption; dass der Ministerpräsident auch bei den Panama-Papers Erwähnung fand, hilft nicht weiter, das Image der isländischen Politiker zu verbessern.
Das Ziel der Piratenpartei
Auch wenn die Piraten nicht die prognostizierten 20 Sitze im Parlament erreicht haben, können sie sich doch glücklich schätzen, ein Plus von 9,4 Prozent eingefahren zu haben. Schlussendlich waren die Piraten und die erstmals angetretene Viðreisn-Partei (+10,5 Prozent; sieben Sitze) die einzigen Organisationen, die ein Plus verzeichnen konnten.