Gehälter bewegen die Gemüter: Verdient der Kollege am Nebentisch mehr als ich? Und das obwohl ich die ganzen Projekte stemme? Klar ist: Als unfair wahrgenommene Lohnunterschiede führen zu Missmut. Mehr Transparenz könnte solchen Ungleichheiten entgegenwirken. Dies ist mit ein Grund, warum in Schweden die Einkommen aller Bürger öffentlich einsehbar sind. XING, das berufliche Online-Netzwerk, wollte wissen: Wären auch Schweizerinnen und Schweizer bereit, zugunsten von Lohn-Fairness beim Gehalt den „Full Monty“ zu wagen? „Ja“ sagen nahezu drei Viertel der Deutschschweizer Berufstätigen. Gemäss repräsentativer Studie würden sie die Veröffentlichung aller Einkommen befürworten.
Im Auftrag von XING Schweiz hat das Meinungsforschungsunternehmen Marketagent.com rund tausend berufstätige Personen in der Deutschschweiz zum Thema Einkommen und Lohn-Fairness befragt. Die wichtigsten Resultate:
71 Prozent befürworten Veröffentlichung aller Einkommen
Die grosse Mehrheit (71%) der Befragten würde die Veröffentlichung aller Einkommen befürworten, um damit den Vorsatz „gleicher Lohn für gleiche Leistung“ umzusetzen. Der Rest (29%) spricht sich gegen eine Veröffentlichung aus, wobei nur rund 7 Prozent klar dagegen sind. Etwas skeptischer sehen Gutverdienende die Idee mit der vollständigen Transparenz. Bei den Befragten mit einem Jahreseinkommen vor mehr als 110’000 Franken liegt die Zustimmung noch bei 55 Prozent. Dies im Gegensatz zu den Befragten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 70’000 Franken. Von ihnen sprechen sich 79 Prozent für eine Veröffentlichung der Einkommen aus.
Zwei Drittel glauben Transparenz bringt mehr Lohn-Fairness
66 Prozent der Befragten glauben, dass die Lohn-Fairness bei einer Veröffentlichung aller Einkommen grösser wäre. Mit einem persönlichen Vorteil aufgrund von faireren Löhnen rechnet indes nur rund die Hälfte (51%) der Berufstätigen. Vor allem Frauen denken, dass sie von mehr Transparenz und Lohn-Fairness profitieren würden (61%). Die Mehrheit der Männer (58%) rechnet hingegen damit, dass sie persönlich nicht von höherer Lohn-Fairness profitieren würden.
39 Prozent der Deutschschweizer fühlen sich unterbezahlt
39 Prozent der Befragten finden, dass sie für ihre Position zu wenig verdienen. Nur jeder Siebte (14%) findet dagegen, dass das Gehalt für seine Position eher zu üppig ausfällt. Der Rest der Befragten (47%) sieht ihren Lohn und ihre Position im Einklang.
Nur jeder 5. bespricht den Lohn mit Arbeitskollegen
Sollte die Schweizer Lohn-Landschaft künftig tatsächlich transparenter werden, so dürfte das bei den Berufstätigen noch etwas Umgewöhnung erfordern. Nur 22 Prozent der Befragten gaben an, mit Arbeitskollegen offen über ihren Verdienst zu sprechen. Unterschiede gibt es zwischen den Karrierestufen. Auf Stufe Unternehmensleiter tauschen sich nur noch 9 Prozent offen mit Arbeitskollegen über den Lohn aus.
Kein Geprahle: Deutschschweizer runden das eigene Gehalt eher ab
Dreht sich das Gespräch um den eigenen Lohn, so runden 28 Prozent der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer diesen eher ab. Dagegen geben nur 16 Prozent an, eher aufzurunden. Vor allem Befragte mit einem hohen Einkommen von mehr als 110’000 Franken pro Jahr stapeln lieber tief (35%). Nur 10 Prozent von ihnen schlagen noch etwas oben drauf.